Juni 2011  |  Neubau Waldorfkindergarten in Weimar

Bauaufgabe: Neubau Gartenhaus für die Betreuung von Kleinkindern (0-3 Jahre)

Auftraggeber: Waldorfkindergarten Weimar e.V.
Leistungsphase: 1 – 9
Gebäudetyp: Gesellschaftsbauten
Nettogrundfläche: 190 m²
Baukosten KG 300-400: 320.000,00 €

Das Gartenhaus des Waldorfkindergartens in Weimar wurde konzipiert für die Ganztagsbetreuung von 20 Kindern im Alter von 1-3 Jahren. Modellhaft ist das Projekt im Zusammenspiel von Architektur und Nutzungskonzept, wobei die Reduzierung auf das Wesentliche im Vordergrund steht. In der Architektur kommt dies zum Ausdruck durch die schlichte und natürliche Ästhetik von Licht, Raum und Material im engen Bezug zur Natur. Sie gibt den Rahmen für eine Nutzung, bei der alltägliche Arbeiten, wie Kochen und Backen, das freie Spiel und die Geborgenheit in familienähnlicher Struktur zentrale Aspekte sind.

Von den Baustoffen bis hin zum Spielzeug sind alle Materialien naturbelassen und ökologisch hochwertig. Nicht zuletzt die Verwendung von hellen, erdigen Farbtönen im Innenraum spiegelt die Zurückhaltung wider, mit der bei der Gestaltung vorgegangen wurde. Das Kind mit seiner Kraft und Lebendigkeit soll im Mittelpunkt stehen. Der umgebende Raum gibt ihm Schutz und Ruhe. Das natürliche Licht von allen Seiten prägt den Tag, wobei das künstliche Licht nur Hilfsmittel ist. Bei all dem ist der Außenraum als Erweiterung des Innenraumes gedacht und durch große Fenster und Fenstertüren nutzbar gemacht.

Materialästhetik und Schönheit in der Formgebung wirken unbewusst schon im frühen Alter geschmacksbildend und können direkt durch Umgebung vermittelt werden. Das ist pädagogische Aufgabe und war wichtiger Gestaltungsgrundsatz. Sämtliche Details von Möbeln bis zum Türgriff wurden nach Architektenzeichnung gefertigt. Neben diesen ästhetischen Anforderungen, stellte sich immer die Frage nach der Benutzbarkeit durch die Kinder und der Wirkung auf sie. So wurden z.B. im Hinblick auf die motorische Entwicklung einfache drehbare Wasserhähne eingebaut.

Eine Besonderheit für die Planung war die unmittelbare Nachbarschaft zum Haupthaus des Kindergartens, der Henneberg-Villa. Diese wurde 1913/1914 von Henry van de Velde erbaut und ist seit 1990 im Besitz des Waldorfkindergartens Weimar. Die Villa mit ihrem Garten ist bauhistorisch von großer Bedeutung und hat den Status des Einzeldenkmals. Eine Architektursprache zu finden, die im Kontext zu Henry van de Velde möglich ist und gleichzeitig die anthroposophischen Ideen zur Formgebung umzusetzen, ist dank der glücklichen Konstellation von Bauherren, Planern und Behörden innerhalb einer kreativen, zielorientierten Zusammenarbeit in kurzer Planungs- und Bauzeit gelungen.